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Der Alltag

Sommer und die Ernte

Der Sommer ist da, ich geniesse meine kurze Ferien. Ich gönne mir ruhigen Spaziergang rundum Elswil. Vor drei Jahren hatte die Schweiz Trockendürre geplagt, das könnt ihr in meiner Reportage lesen https://bit.ly/3ymG6DW . Dieses Jahr ist alles anders. Den Frühling haben wir gar nicht erlebt, das Unwetter hat sich weit bis August hingezogen.Starker Regen, Hagel, Gewitter und Windstürme legten mein zweites zu Hause vielerorts lahm. Die Bauer stehen vor grossen Herausforderungen – mancherorts kommen sie in die Felder gar nicht rein. Kartoffelfeld bei uns ist überschwemmt, das Mais wurde von Hagel beschädigt, Getreide ist braun, feucht und die Schädlinge kommen. Die Tiere können nicht auf die Weiden, sie hätten sie zertrampelt. Diese Woche aber kam endlich die Sonne und schenkt der Schweiz einen Hauch guter Laune. Niemand weiss, wie lange es dauern wird. Es geht um alles – die Ernte muss unter Dach. Die Mähdrescher umkreisen unseren Dorf fast die ganze Nacht.Hier und da gönne ich mir Morgenessen in Tea room. Feine Duft von Kaffee und Gebäck zieht sich durch die Räume. Heute habe ich mit meinem Kollegen Rischu abgemacht und werde ihn bei seinem Nebenjob begleiten. Wie abgesprochen, treffe ich am ersten Feld Vorschalta in Gemeinde Überstorf an. Weizen wird gedroschen, es geht schnell, etwa 1,5 t Korn wird geerntet.

Unverzüglich geht es weiter, das zweite Feld ein Katzensprung entfernt mit Weizen wartet. Wir treffen in Blattishuus ein, der  Bauer Paul mit seinem Sohn eilen uns nach. Noch kräftig winken dem Bruder Adi, der gerade vorbei mit anderem Drescher fährt. Rischu erwähnt nebenbei, dass wir jetzt hier etwa fünf Stunden verbringen. Mein zynisches Ich meint – wir haben nur schlecht gehört, was wollen wir da fünf Stunden machen??? Zwei Bauer, zwei Felder… Etwa 1 ha Weizen für Paul muss unter Dach. Da schon Mitte August ist, ist viel Gras nachgewachsen. Das erschwert bisschen die Arbeit. Einige Vorteile gibt es auch – die Rehkitze sind schon erwachsen und somit kann man gutes Wissens arbeiten. John Deere, das Mähdrescherbaby macht seinen Job – ohne Balken misst es 3.45 m, mit dann stolze 4.80 m und verschlingt etwa 8 t in Korntank. Der wird zackig dann entleert. Die Männer kontrollieren die Ernte – wie Paul sagt, er hatte noch nie so schlechtes Jahr erlebt. Aber eben, man muss es nehmen so wie es ist. Die Natur lebt nach ihren Regeln. Sein Weizen geht für Brotmehl und den Stroh wird er für seine Tiere gebrauchen. Es gehört zur Tradition, dass der Bauer ein Stück mitfährt. Ein kleiner Wort Umtausch, dann verschwinden die Männer und gehen ihrer Arbeit nach. Früher waren sie unterwegs mit Pferden, heute lassen sich modern kutschieren. Der wunderbare sonnige Samstag geht weiter, ich erhole mich im Schatten, fotografiere die Natur. Die Temperatur steigt enorm. Die Arbeit beim Paul ist erledigt, der Balken muss abgehängt werden und wir fahren zum benachbarten Feld weiter. Auf uns wartet der Bauer Alain und seine 2.15 ha Roggen. Die Lage wird schnell besprochen, wie muss man im Feld rein fahren. Rischu kontrolliert die Lage, das Feld ist weich. Wir fahren los. Wir unterhalten uns über den langen Weg – das Getreide wird im Herbst angesetzt, es wird quasi zehn Monaten zugeschaut und in einigen Stunden ist es weg. Bauer Alain hat die Hände voll zu tun. Gestern wurde soeben gedroschen, jetzt wird das Stroh in Ballen gepresst. Auch Paul fährt mit seinem Traktor herum, das Stroh war noch zu feucht, um es zu pressen. So emtet er schnell, damit es trocken wird. Die Bällen könnten sehr grosses Risiko werden. In Scheunen hätten sie Brand verursachen können. Ich unterhalte mich mit Rischu weiter. Er hat 35 Jahre Erfahrung, sein Bruder führt die kleine Mähdrescherei Iseli und Söhne, die er von Vater übernommen hat. Wie sieht seinen Tag aus? Am Morgen kann man wegen Feuchtigkeit nicht fahren, dafür werden andere Sache erledigt. Es muss getankt werden, die Maschine wird kontrolliert und geschmiert, die Kunden werden abgecheckt, die Planung folgt. Die Tageseinsätze mit drei Maschinen werden besprochen. Als Fahrer muss er beachten die Feuchtigkeit in der Getreide, das Korn darf nicht verletzt werden.Der Korntank wird durchgehend entleert, etwa 16 t hat Alain geerntet und tatsächlich – fünf Stunden sind vorbei. Und wieder gleicher Ablauf – der Balken wird abmontiert und dran gehängt, gleichzeitig klingelt Telefon – der nächste Kunde wartet schon ungeduldig. Ein Stückchen weiter wartet auf uns der Bauer Beat. Ausnahmsweise stehen nicht wir im Mittelpunkt, sondern die Tierwelt. Er hat das Jahr Triticale – Futtergewächs für Tiere auf 3 ha gesät. Beat kommt mit seinem Sohn schnell vorbei, noch kurze Abklärungen, dann können wir beginnen. Es ist spät am Abend, die Sonne geht runter.  Wir fahren ganz gemütlich 1.3 km/h. Eine atemberaubende Kulisse macht sich breit über Sensebezirk. Der Mantel der Nacht schlingt die Welt um. Der Kampf gegen die Zeit beginnt. Die Traktoren mit Anhängern hat Beat schon vorbereitet. Jetzt nur noch auf die Ernte warten. Es sieht gut aus, von Schäden keine Spur. So konnte das Getreide ruhig wachsen. Es ist 22:30, es gibt noch etwa 1 Stunde Arbeit, denn dann kommt das Tau, in der Nähe fliesst kleines Bach, die Feuchte wird langsam bemerkbar. Dies ist gefährlich, die Maschine könnte verstopft werden. Rischu entleert den Korntank, Beat fährt mit der Ernte nach Hause. Die tiefe Nacht ist da, die Welt ist still geworden. Das Licht wird eingeschaltet  – the Show must go on! Einige Herausforderungen stehen im Weg – wie die Stromstangen, da verliert man einige Zeit. Es wird knapp, die Tau macht sich an Rädern bemerkbar, als wir zum letzten Mal entleeren. Noch ein Kunde steht bevor – nochmals Alain – telefonisch wird abgeklärt. Die Waagen stehen bereit und diesmal ist es Weizen. Ich frage Rischu noch, ob wir überhaupt so spät wegen der Tau dreschen können. Doch, weil der Weizen mehr stabil als andere ist und die Ähre trotzen ein wenig mehr der Feuchtigkeit. Am Feld staunen wir nicht schlecht – die Ähren sehen prächtig aus, das wird gute Ernte geben! Anderthalb Hektar Arbeit, die feine Bise lässt das Tau verschwinden und so kann Rischu seinen Job erledigen. Über uns leuchten Milliarden von Sternen, die Nacht ist so dunkel. Alain kommt noch schnell vorbei, er wird die Ernte kontrollieren. Es gibt manchmal so wie im Leben, die Pflanzen sahen wunderbar aus, aber die Ernte wird schlecht sein, die Körner sind zu klein. Alain meint, das ist die Natur, das passiert manchmal so, die Wetterumstände waren schlecht. Aber er betont – er sei froh,  dass dieses Jahr überhaupt etwas im Wagen ist. Wir werden uns verabschieden, morgen geht der Tag weiter. Das Erbsen beim Alain wartet und viele andere Kunden noch. Wir fahren schnell zum Rischu, er wird sich mit seinem Bruder austauschen, wir werden noch gemeinsam etwas essen.In Erinnerung kommen mir Bilder, die ich mit Rischu im 2017 fotografiert habe. Damals hat er ebenfalls für Alain Weizen gedroschen, abends war fertig. Ich durfte vom Aussen Mischu bei der Arbeit fotografieren. Dann beim wohlverdienten Bier alle. Alain organisierte kühles Getränk, die gute Laune herrscht – die Brüder Rischu und Adi und sein kleiner Sohn, der langsam schnuppert und Mischu, der im Sommer aushilft.Ich habe Rischu über 13 Stunden begleitet. Es ist ein langer Weg. Die Ernte wird ihren Schicksal weiter gehen – sie wird in Silos der Landi gebracht, wo sie kontrolliert und gesiebt wird. Dann in die Mühle, zum Bäcker…damit wir nächsten Tag ganz gemütlich zu jeder Stunde frisches Gebäck geniessen können, oder dass euch jemand Hamburger zahlt…Oder wir treffen uns im Hintergrund meiner Arbeit und ihr schenkt mir eures Lächeln https://bit.ly/3uMci1Y 

Heutige Frage lautet:

Seid ihr dankbar für das Essen? Ich schon, es gibt heutzutage grosses Angebot

Ist es nicht beeindruckend, wie schnell es dank der Technik geht?

Na dann, guten Appetit…

Der heutige Tag und nicht nur der ist gewidmet allen Menschen, die hinter der Kulisse stehen, die sich darum kümmern, dass wir ganz unbesorgt einkaufen können.

…DENN IHR MACHT DIE WELT BESONDERS, INDEM IHR EINFACH DA SEID…

 

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